Zu dem bei vielen Experten als besten RAW-Konverter gehandelten Capture One der Firma PhaseOne ist kürzlich ein Buch mit vielen Workshops beim Rheinwerk-Verlag erschienen. Das Werk mit dem Titel "Capture One Pro 10 - Schritt für Schritt zu perfekten Fotos" richtet sich an Ein- und Umsteiger. Wir haben ein Exemplar gelesen und zeigen hier ausführlich, was drin steckt und ob es die geweckten Erwartungen wirklich erfüllt.
Schritt für Schritt zu perfekten Fotos mit Capture One!
Über die Qualität der Bücher vom Rheinwerk-Verlag muss man sich keine Gedanken machen. Auch das hier besprochene Buch zu Capture One Pro 10 enthält ein praktisches Lesebändchen, ist auf matt gestrichenem Bilderdruckpapier in Farbe gedruckt und mit der serifenlosen Linotype Syntax optimal lesbar. Das 362 Seiten umfassende und gebundene Werk liegt im Bildbuchformat 19 x 24 cm vor und ist in einem zweispaltigen Workshop-Layout verfasst.
Es gibt über 90 Anleitungen, die man Schritt für Schritt mitmachen kann und dabei ganz automatisch den professionellen Umgang mit dem wirklich genialen RAW-Konverter lernt, welcher übrigens auch hier bei Ahadesign im Einsatz ist. Zu den Workshops gibt es immer hilfreiche Vorher- /Nachher-Fotos. Nicht zu vernachlässigendes Grundlagenwissen wird außerdem in diversen Exkursen vermittelt.
Wichtige Kernpunkte die das Buch vermittelt, sind unter anderem:
- Sicherer Umgang und effizienter sowie kreativer Einsatz von Capture One
- Entwicklung eines individuellen Arbeitsablaufs
- Optimale Archivierung und Verwaltung von Bildern
- Ausreizen des Potenzials der eigenen Bilder
- Spannende Bildlooks erstellen
- Fotos ansprechend veröffentlichen und drucken und vieles mehr
Für den Inhalt des Buches ist der leidenschaftliche Digitalfotograf Jürgen Wolf verantwortlich, der nicht nur Capture One Pro sondern auch die Probleme bei der Verwaltung und Bearbeitung von Bildern schon etliche Jahre kennt. Gerade bei einer umfangreichen und über ein konventionelles RAW-Modul hinausgehenden Software ist es schon sehr hilfreich, wenn ein erfahrener Anwender mit Profi-Tricks und vielen Tipps für die Praxis unter die Arme greift.
Wie zu erwarten, beginnt das Buch nach einem bereits auf die Software eingehenden Vorwortes mit wichtigen Grundlagen.
Einführung - Grundlagen und Bedienoberfläche
Zunächst klärt der Autor über die Vorteile des RAW-Formats auf, welches er unüblicherweise Camera-RAW-Format nennt, wenngleich dies technisch nicht falsch ist. Eine Bezeichnung, die man aber eher vom Adobe-Photoshop-RAW-Modul kennt. Kurz wird auch auf die für Capture One verfügbaren Lizenzen und Versionen eingegangen, woraufhin einige Vorschläge bezüglich der benötigten Computerausrüstung folgen. Hier fehlt auch nicht der Hinweis, wie die Hardwarebeschleunigung in Capture One aktiviert wird.
Zurecht weist der Autor auf jeweils einer Seite auf den Sinn eines kalibrierten Monitors hin und erklärt den Unterschied von destruktiver und nichtdestruktiver Bildbearbeitung. Auf zwei weiteren Seiten werden die Bedienoberfläche und die Werkzeuge gut beschrieben und bebildert gezeigt, worauf der Autor noch kurz auf mögliche Arbeitsabläufe bei der Arbeit mit Capture One eingeht.
Kataloge, Sitzungen und der Bildimport
Auch das zweite Kapitel startet mit etwas Theorie, welche aber für das grundlegende Verständnis der Software wichtig ist. So erfährt man in einem Grundlagen-Exkurs zunächst die Unterschiede zwischen Katalogen und Sitzungen und bekommt bereits wertvolle Tipps mit auf den Weg. Möglichkeiten, die es so bei anderen RAW-Konvertern gar nicht gibt, wie man erfährt.
Mit den jetzt vorhandenen Kenntnissen kann man sich getrost auf die ersten Workshops stürzen, welche diverse Möglichkeiten des Imports von Bildern für Kataloge und Sitzungen behandeln und auch das schnelle Entwickeln beinhalten. Ebenso werden Tethered Shooting und der Lightroom-Import sowie das Wechseln zwischen Katalogen und Sitzungen behandelt. Dabei ist für jeden Workshop ein Schwierigkeitsgrad angegeben. Alle Workshops kommen zweispaltig mit Beschreibung und Bebilderung auf jeweils einer Seite daher. So kann man alles optimal nachvollziehen und gut mitmachen.
Bilder in Katalogen und Sitzungen organisieren
Hat man eine Sitzung oder einen Katalog angelegt und mit Bildern gefüllt, hilft das nächste Kapitel für eine gute Verwaltung weiter. Es gibt wieder einen Grundlagenexkurs, diesmal zu Katalog- und Sitzungsordner. Es handelt sich um wirklich sehr wichtige Grundlagen, die man für eine effiziente Arbeit mit Capture One unbedingt verstehen sollte. Der Autor beschreibt hier auch das Dateisystem und Datenbanken der Software.
Nach dem Exkurs werden die vielfältigen Methoden für Bildauswahlen und Bildansichten gezeigt und es geht um die Erstellung von Alben. Auch erfährt man, wie eine Sitzung in einen Katalog integriert werden kann usw. Da Capture One hier jede Menge zu bieten hat und kaum Wünsche offen lässt, nimmt dieses Thema auch einige Seiten ein.
In einem weiteren Grundlagenexkurs werden Sammlungen, Alben, Projekte, Gruppen und Ordner behandelt, welche echt oder virtuell sein können. Auch dieser Exkurs trägt enorm zum Verständnis der Software bei, hält sich mit 2 Seiten jedoch angenehm in Grenzen.
Bilder sortieren und verwalten
Auch das folgende Kapitel dreht sich um die Verwaltung. Es geht auch um Bewertungen und Schlüsselwörter sowie Metadaten. Für das Programmverständnis nicht mehr ganz so wichtig, aber doch sehr interessant, ist der Grundlagenexkurs zu Exif, IPTC, Schlüsselwörtern und XMP-Dateien. Vorlagen für Metadaten werden angewendet, Bilder umbenannt und gesucht und globale Filter genutzt.
Grundlagen zur Entwicklung von Bildern
Mit dem bisher erlangten Wissen ist schon ein recht sicherer Umgang mit Capture One gewährleistet und es kann mit der Bearbeitung der Bilder weitergehen. Um vernünftig arbeiten zu können gilt es aber auch hier, gewisse Grundlagen zu verstehen. Diese werden dann auch mit einer Einführung in das Histogramm und einem Exkurs zum Weißabgleich gegeben.
Dann folgen wieder diverse Workshops, welche auch auf Vergleichsansichten und die Arbeit mit Varianten eingehen. Man erlernt die wichtigsten Anpassungen wie das Anpassen von Belichtung und Kontrast, Tonwertumfang, das Beheben von Farbstichen, weitere Farbanpassungen, automatische Korrekturen und den Umgang mit den mächtigen Gradationskurven. Am Ende des Kapitels geht der Autor noch auf die Bearbeitung von Offline-Bildern ein.
An vielen Stellen erfährt man auch immer, wie das Programm unter der Haube arbeitet und bekommt damit ein sehr umfassendes und einprägendes Verständnis für die künftige Arbeit. Die Workshops sind immer so aufgebaut, dass man logisch aufbauend, jegliche Werkzeuge und Features selbst zur Anwendung bringt und den jeweiligen Sinn und Nutzen gut erklärt bekommt.
Bildaufbau anpassen und korrigieren
Zurecht merkt der Autor an, dass der Bildaufbau häufig noch vor der Bildkorrektur berücksichtigt werden sollte, worum es sich im folgenden Kapitel ausführlich dreht. Hier geht es also um Raster und Hilfslinien, Geraderichten, Spiegeln, Drehen, Zuschneiden, stürzende Linien beheben und auch um Überlagerungen, welche als Hilfsmittel für Bildkompositionen eingesetzt werden können.
Details verbessern und Objektivfehler beheben
Ein wichtiges Thema sind Bildfehler, mit welchen wohl jeder Fotograf mehr oder weniger zu kämpfen hat. Natürlich gibt es auch hier in Capture One umfangreiche Möglichkeiten, welche der Autor wieder ausführlich erklärt. Neben Bildrauschen, Flecken und Staub, Moire, Pixelfehler, chromatischen Aberrationen und Objektivkorrekturen, wird auch die Bildschärfe unter anderem in einem Grundlagenexkurs behandelt. Auch eine Objektivkorrektur trägt zu einem schärferen Eindruck bei und es gibt weit mehr Möglichkeiten, als nur den Schärferegler, wie man erfährt. Nach dem Lesen dieses Kapitels kommt man vielleicht auch mal auf die Idee, ein Filmkorn für die Verbesserung von Details zu verwenden.
Lokale Anpassungen vornehmen
Dass Capture One mehr kann als andere RAW-Konverter und teilweise sogar mit Features klassischer Bildbearbeitungsprogramme aufwartet, ist dem Kapitel über die lokalen Anpassungen zu entnehmen. Es gibt wieder einen interessanten Grundlagenexkurs zu Ebenen und Masken, natürlich auf Capture One bezogen.
Mit Kenntnis darüber, ist es jetzt möglich, selektiv zu arbeiten und z.B. gezielt Farben anzupassen, Verlaufsfilter zu verwenden, Hauttöne zu manipulieren und zu verbessern und vieles mehr. Für die Entfernung störender Objekte ist nicht mehr unbedingt ein Programm wie Photoshop oder Affinity Photo nötig. Klonen geht auch mit Capture One.
Farbanpassungen und Looks kreieren
Es gibt diverse Bildstile auch aus analogen Zeiten, die immer wieder gerne verwendet werden. Viele kennen die Crossentwicklung, Colorkey, natürlich den HDR-Look und Schwarzweiß bzw. Vintage. All dies lässt sich auch gut mit Capture One realisieren, wie das Kapitel zu den Looks zeigt. Darüberhinaus lernt man auch das kreieren von ganz eigenen Looks. Dabei kommt auch wieder die Gradationskurve zum Einsatz, mit der eigentlich alles möglich ist.
Wie an vielen Stellen im Buch, stehen für die meisten Workshops, Bilder auf der Website des Rheinwerk-Verlags zum Download bereit. So lässt sich das Gezeigte immer gut nachvollziehen und mitmachen.
Voreinstellungen und Anpassungen
Im nun folgenden Kapitel geht es um die vielfältigen Arbeitserleichterungen. Zahlreiche Aufgaben müssen immer wieder durchgeführt werden. Für viele Einstellungen und Werkzeuge gibt es sinnvolle Speicheroptionen. So können auch Stile bzw. Bildlooks gesichert und schnell angewendet werden. Der Autor geht außerdem auf deren Verwaltung für eine bessere Übersicht ein. Dies schließt auch Erläuterungen zu den verwendeten Ordnern auf dem Betriebssystem ein.
In weiteren Workshops werden die unterschiedlichen Arbeitsflächen behandelt und wie sie angepasst und eigene erstellt werden können.
Katalog sichern und verwalten
Ein weiteres Kapitel widmet sich nun den Katalogen, welche natürlich verwaltet und gesichert werden wollen. Dabei geht es hier nicht nur darum, ein Backup anzulegen. Es wird auch erklärt, wie man mit einem Katalog auf einen anderen Rechner umzieht und wie mehrere Kataloge und auch Sitzungen zusammengeführt werden.
Wichtig ist auch der Workshop, welcher auf mögliche Inkonsistenzen durch fehlende Ordner und Dateien eingeht. Und auch das Schützen eines Katalogs im Netzwerkbetrieb wird erläutert.
Bilder weitergeben und drucken
Nach getaner Arbeit an den Rohdaten sollen die Bilder natürlich in einem gewünschten Format weitergegeben oder direkt z.B. als Kontaktbogen gedruckt werden. Das kann mit und ohne Wasserzeichen erledigt werden und es gibt umfangreiche Exportvorgaben, welche sogar gleichzeitig genutzt werden können.
Das Kapitel beginnt wieder mit einem Grundlagenexkurs, sinnvollerweise zu den Dateiformaten, welche von Capture One unterstützt werden. Dann geht es um den Export von Bildern, Export-Rezepte, Proof-Ansicht und Ausgabeschärfe. Es wird das hauseigene EIP-Format vorgestellt und gezeigt, wie eine Webgalerie erstellt wird.
Capture Pilot, Tangent-Panels und externe Software
Bei dem bisher kennengelernten riesigen Umfang von Capture One verwundert es schon nicht mehr, dass das Programm auch die Möglichkeit bietet, einen Bildserver einzurichten, um dann mit einer App oder einem Browser auf Bilder zugreifen zu können. Sofern die Kamera es zulässt, kann beim Tethered Shooting sogar der Kamerafokus im Live-Bild gesteuert werden.
Ein weiteres Thema ist die Übergabe der Bilder an Drittprogramme zur weiteren Bearbeitung. So wird auch gezeigt, wie man echte HDR-Bilder und Panoramen mit Photoshop erstellt. Ambitionierte Fotografen werden dafür aber sicher bessere Spezial-Programme einsetzen, worauf der Autor nicht eingeht. Es geht im Buch aber auch nur um die richtige Übergabe und dabei spielt es dann keine Rolle, für welche Software diese Übergabe erfolgen soll. Im folgenden wird dann das Tangent-System und auch der Umgang ohne die Hardware bzw. das Tangent-Panel erklärt und mit einem entsprechenden Grundlagenexkurs abgeschlossen.
Kostenlose Bonusstile
Jetzt folgt ein besonderes Schmankerl. Der Autor bietet allen Käufern des Buchs ganze 100 Bonusstile kostenfrei an. Damit können Bildern interessante und professionelle Looks zugewiesen werden. 70 der Looks stellt der Autor in diesem Kapitel anhand von Beispielen vor. Das sind z.B. Farbenspiele, Modern, Retro, Schwarzweiß-Tonung, Spezialeffekte usw.
Wie schon die Beispielbilder zu den Workshops, können diese Stile kostenlos auf der Produktseite zum Buch beim Rheinwerk-Verlag heruntergeladen werden. Natürlich wird im Buch auch erklärt, wie die Bonusstile installiert werden.
Tastenkürzel, Verzeichnisse und Softwareupdates
In Capture One gibt es jede Menge Tastenkürzel, welche im letzten Kapitel gezeigt werden. Und es wird erklärt, wie eigene Tastaturkürzel erstellt werden. Interessant ist auch nochmal die Übersicht zu den Verzeichnissen in Capture One Pro. Schließlich wird noch auf das Softwareupdate eingegangen.
Am Ende fehlt der obligatorische Index natürlich auch nicht. Auf der allerletzten Seite ist wie üblich, der Registrierungscode abgebildet, mit dem die Beispielbilder und Bonusstile zugänglich werden.
Fazit
Der Autor Jürgen Wolf hat ein richtig schönes und umfangreiches Buch zum Mitmachen und Nachschlagen geschrieben, ohne auf wichtige Grundlagen zu verzichten. Die zahlreichen Workshops vermitteln logisch aufbauend, solides Wissen zu Capture One Pro und damit natürlich auch zur Bildbearbeitung. Einsteiger werden nicht überfordert und versiertere Anwender steigern ihre Kenntnisse mit ausgeklügelten Methoden. Am Ende kommt jeder Leser an den Punkt, das Optimum aus seinen Fotos herausholen und sie ansprechend präsentieren zu können. Genau das sollte das Ziel eines guten Buches bzw. des Autors sein, weshalb "Capture One Pro 10 - Schritt für Schritt zu perfekten Fotos" eine Empfehlung verdient hat.
Das Buch Capture One Pro 10 - Schritt für Schritt zu perfekten Fotos ist für 39,90 Euro beim Rheinwerk-Verlag zu erwerben. Auch als E-Book ist es erhältlich, dann etwas günstiger für 35,90 Euro. Interessant ist die Variante aus Buch und E-Book, welche für 44,90 Euro erstanden werden kann.
Achtung Update!!!
Mittlerweile ist die aktualisierte Auflage Capture One Pro 12 - Schritt für Schritt zu perfekten Fotos beim Rheinwerk-Verlag erschienen.
Weiteres Update!!!
Capture One Pro 20 - Schritt für Schritt zu perfekten Fotos ist für 49,90 Euro direkt beim Rheinwerk-Verlag erhältlich. Als E-Book ist es mit 44,90 Euro etwas günstiger. Buch und E-Book zusammen sind für 54,90 zu haben.
Die Rezension zu Capture One Pro 20 ist zu finden unter Capture One Pro 20 - Schritt für Schritt zu perfekten Fotos vom Rheinwerk-Verlag.