Mit dem Titel "Affinity Photo - Schritt für Schritt zum perfekten Bild" hat der Rheinwerk-Verlag das Buch des Autors Markus Wäger zum aktuellen Affinity Photo veröffentlicht. Laut Beschreibung führt dieses Buch auf intuitive Weise in die Arbeit mit dem bereits als Photoshop-Killer gehandelten Affinity Photo für Windows und Mac ein. Wir haben ein frisches Exemplar des am 27.02.2017 veröffentlichten Werkes erhalten und es für Euch gelesen.
Schritt für Schritt zum perfekten Bild!
Pünktlich zum Veröffentlichungstermin ist das druckfrische Werk des Grafikdesigners und Dozenten Markus Wäger bei uns eingetroffen. Das Buch soll sowohl Einsteiger, als auch Umsteiger ansprechen und bezieht sich auf die zur Drucklegung aktuelle Version Affinity Photo 1.5.
Für Umsteiger wohl hauptsächlich, weil das Bildbearbeitungsprogramm der Firma Serif dem Adobe-Programm Photoshop recht ähnlich ist, jedoch nur einen Bruchteil dessen kostet und völlig ohne Abonnement erworben werden kann.
Das gebundene Buch umfasst 329 Seiten und beinhaltet wie eigentlich alle Bücher des Rheinwerk-Verlags, ein hilfreiches Lesebändchen. Für die Schrift hat man Linotype Syntax in 9 Punkt verwendet, was ein angenehmes Lesen ermöglicht. Die Qualität des Buches ist gewohnt gut.
Insgesamt ist das Buch in elf folgend genannte Kapitel unterteilt:
- Arbeitsbereich und Grundlagen
- Auflösung und Dateiformat
- Helligkeits- und Kontrastanpassungen
- Farbkorrekturen
- Färben und Kolorieren
- Schwarzweiß und kreative Looks
- Bildbearbeitung für Fotografen
- Retusche
- Beauty-Retusche
- Freisteller und Montagen
- Text, Effekt und Automatisierung
Neben zahlreichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen in jedem Kapitel, sind auch wichtige Grundlagenexkurse enthalten, die sich um die Bildgröße und Auflösung sowie um Farben drehen. Es handelt sich um wichtige Theorie, welche eine fundierte Wissensgrundlage nicht nur für alle im Buch behandelten Themen bildet. Und natürlich ist auch ein Inhaltsverzeichnis sowie ein Index enthalten und es gibt Beispielfotos zum exklusiven Download für Käufer des Buches, um alle Workshops nachvollziehen zu können.
Gleich zu Beginn beantwortet Markus Wäger aus seiner Sicht die Frage, ob Affinity Photo wirklich Photoshop ersetzen kann. Als Autor diverser Bücher für Photoshop, traut man ihm eine kompetente Anwort zu. Und so ist es auch kein Wunder, wenn diverse aus Photoshop bekannte Techniken ebenso für Affinity Photo im Buch gezeigt werden.
Jedes Kapitel ist mit einer bestimmten Farbe an den oberen Seitenrändern versehen und beginnt mit einer kurzen Einleitung und einem Inhaltsverzeichnis zu den enthaltenen Workshops, wovon es im Buch über hundert gibt. Und auch die Workshops selbst, beginnen mit einem kurzen, erklärenden Text.
Unter dem Text ist immer eine informative Abbildung und eine Übersicht zu den folgenden Bearbeitungsschritten zu sehen. Auch der Schwierigkeitsgrad wird für jeden Workshop angegeben. Auf einer neuen Seite folgen dann zweispaltig stets die Bearbeitungsschritte in ausführlicher Weise auf der linken Seite und Abbildungen dazu auf der rechten Seite. Meist enthalten die Workshops ein bis sechs Schritte und sind somit überschaubar.
Arbeitsbereich und Grundlagen
Um Einsteigern gerecht zu werden, geht es im ersten Kapitel mit der Benutzeroberfläche von Affinity Photo los. Es werden diverse Möglichkeiten aufgezeigt, wie man sich seinen ganz individuellen Arbeitsbereich inklusive Werkzeuge einrichten kann.
Grundlegende Vorgehensweisen wie das Ändern der Darstellungsgröße und der Umgang mit Farben und Formaten werden gezeigt. Auch Pinsel werden besprochen und eine Auswahl mit reduzierter Deckkraft wird erstellt und gefüllt.
In dem Workshop zum Malen mit Tricks und Kniffen ist dem Autor tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Er weist auf die Tastenkürzel hin, welche bei aktivem Pinsel gehalten werden, um dann durch Ziehen mit der Maus die Pinselgröße und die Härte einzustellen und erklärt, diese würde es nicht unter Windows, sondern nur für den Mac geben.
Es gibt sie aber doch. Unter Windows muss nur die Alt-Taste sowie linke und rechte Maustaste gleichzeitig betätigt werden, während die Maus nach links, rechts, oben oder unten gezogen wird. Kein schlimmer Fehler, welcher das Buch auch in keinster Weise abwertet.
Tiefgehend wird es im ersten Kapitel an keiner Stelle und doch werden wichtige Grundlagen vor allem für Einsteiger vermittelt.
Auflösung und Dateiformat
Das ändert sich teilweise im zweiten Kapitel, welches mit einem intensiven Grundlagenexkurs zu Pixeln und Auflösung auch für den Druck beginnt. Auch hier sind alle Erläuterungen ausführlich bebildert. Es tauchen Begriffe wie Bildsensor, Bildauflösung, Druckauflösung, Rasterweite usw. auf. Theoretische Hintergründe, die wirklich interessant sind und jeder Bildbearbeiter kennen sollte.
Nach einigen Seiten Exkurs folgt der erste Workshop dieses Kapitels zu Druckauflösung und -format. Es wird gezeigt, wie die Bildgröße für den Druck eingestellt wird. Wie sehr ein guter Zuschnitt die Wirkung von Bildern verbessert, ist dem zweiten Workshop dieses Kapitels zu entnehmen. Im dritten Workshop dagegen, werden Bereiche für einen Rahmen hinzugefügt. In weiteren Anleitungen werden stürzende Linien aufgerichet, ein Bild scharfgezeichnet, der im Gegensatz zu Photoshop, einfachere Umgang mit dem Hochpass-Filter gezeigt, Bilder gespeichert und exportiert.
Damit ist bereits ein gutes Basis-Wissen für die Software erlangt. Immens wichtig für die Bildbearbeitung ist aber auch die Kenntnis zu Kontrastumfang und Farbtiefe, welche nun der zweite Exkurs höchst kompetent und glücklicherweise trotz des komplexen Themas, auch gut verständlich vermittelt.
So erfährt man, was Tonwerte und Farbwerte überhaupt sind. Es wird auch auf Histogramme und ihre Bedeutung eingegangen. Auch in diesem Exkurs helfen wieder zahlreiche Fotos und Grafiken, um die Erklärungen vollends zu verstehen.
Helligkeits- und Kontrastanpassungen
In logischer Fortsetzung nach dem letzten Exkurs, zeigt das Kapitel Helligkeits- und Kontrastanpassungen sowie diverse Möglichkeiten, um Bilder mit Farbe und Kontrast stark aufzuwerten. Der Autor spannt hierbei den Bogen von ganz simplen Methoden mit der einfachen Tonwertkorrektur bis hin zu ausgeklügelten Tricks für Mittenkontrast und Farbe, um z.B. Strukturen zu betonen.
Zur Sprache kommt auch das Tone Mapping für Bilder mit HDR-Charakter und Kontrast-Einstellungen für RAW-Bilder mit der Develop-Persona. In diesem Kapitel ist der Schwierigkeitsgrad dann auch mal höher, aber stets gut nachvollziehbar.
Zwar können Beispielfotos zu den Workshops auf der Rheinwerk-Website heruntergeladen und genutzt werden, aber richtig Spaß macht es, die Auswirkungen der Tipps und Tricks auf den eigenen Fotos zu sehen.
Farbkorrekturen
Auch das Kapitel Farbkorrekturen beginnt zunächst mit einem wichtigen Grundlagenexkurs zu Farbräumen und Farbkanälen. Zum Glück geht der Autor über die in fast allen Büchern zur Bildbearbeitung zu findenden Erläuterungen über RGB und CMYK hinaus und erklärt auch Farbmodelle mit Mischverhältnissen tiefergehend. Er erklärt auch, wie mit Komplementärfarben Farbstichen entgegengewirkt werden kann.
Mit dem Grundlagenexkurs gewappnet, können nun die Workshops zu den Farbkorrekturen angegangen werden. Im ersten Workshop erzählt der Autor, wie eine Übersättigung bei einer Kontrastverstärkung vermieden werden kann. Die weiteren Workshops kümmern sich um Korrekturen von Farbstichen, Helligkeit und Farbe, Hauttöne usw.
Wie in allen Kapiteln, werden auch hier immer unterschiedliche Herangehensweisen betrachtet, welche je nach Situation, mehr oder weniger gut funktionieren. Es wird durchaus Profi-Wissen vermittelt, wenn es um Farbkorrekturen mit Messpunkten und selektiven Eingriffen auch mit Masken geht.
Färben und Kolorieren
Natürlich können mit Affinity Photo nicht nur Korrekturen, sondern auch gezielte Verfremdungen durchgeführt werden. Darum geht es im Kapitel Färben und Kolorieren.
Ohne vorherigen Exkurs geht es also gleich los, mit dem Umfärben einer einfarbigen Fläche, gefolgt von selektiven Farbverschiebungen. Für ein komplexes Objekt wird eine Auswahl erstellt und umgefärbt. Auch Pinsel und Farbwechsler kommen zur Anwendung. Interessant ist auch das Einfärben von Teilbereichen in einem Schwarzweiß-Foto.
Dann folgt wieder ein Grundlagenexkurs, diesmal zum Thema Farbmanagement.
Ein komplexes, aber wichtiges Thema für jeden Bildbearbeiter, wie der Autor zurecht anmerkt. Und so gibt sich Markus Wäger auch viel Mühe, unterschiedliche Geräte und Farben, Kalibrierung und ICC-Profile, Farbräume und Farbmanagement so zu erklären, dass man es am Ende wirklich begriffen hat und eben auch in Affinity Photo damit umgehen kann.
Schwarzweiß und kreative Looks
Im jetzt folgenden Kapitel wird es richtig interessant. Ausgehend von einem Schwarzweiß-Bild sind viele kreative Umsetzungen möglich, wie die Workshops zu Colorkey, Verlaufseffekt, Sepia-Look, Split-Toning, Analog-Look, Retro-Look, Grunge und Glow-Effekt zeigen. Es wird auch erklärt, wie man Anpassungen als Stile speichern und stets für andere Bilder verwenden kann.
Mit dem Absolvieren dieser Workshops lernt man viele der Filter und Effekte von Affinity Photo kennen und kann sie dann effektiv für eigenes Material einsetzen. Mit dem bisher erlangten Wissen, lassen sich dann schon richtige Hingucker produzieren.
Bildbearbeitung für Fotografen
Unter dem Titel des Kapitels "Bildbearbeitung für Fotografen" kann man vieles verstehen. Tatsächlich geht es hier um RAW, HDR und Fokusstacking. Es werden also auch die Develop-Persona und die Tonemapping-Persona mit praktischen Beispielen erklärt.
Der Autor redet nicht um den heißen Brei herum und weist ehrlich auf die zumindest noch vorhandenen Schwachpunkte der Develop-Persona, also den RAW-Konverter hin und nennt auch die besseren Alternativen. Wer jedoch keinen Zugriff auf RAW-Module anderer Hersteller hat, wird sich über die trotzdem recht umfassenden Workshops zur Rohdaten-Entwicklung freuen.
Zu Beginn gibt es wieder einen Grundlagenexkurs, diesmal zum Nutzen und den Vorteilen des RAW-Formats, bevor es weiter geht mit der Basisentwicklung in der Develop-Persona. Weitere RAW-Themen sind die selektive Entwicklung, Bildrauschen reduzieren und Objektivkorrekturen.
Es folgen Themen, die mit Bilderstapeln zu tun haben. Also mehrere Fotos, woraus ein Panorama oder auch ein HDR-Bild erstellt wird und Geisterbilder entfernt werden. Mit mehreren Fotos vom gleichen Standort lassen sich auch belebte Plätze Menschenleer darstellen, wie der Autor zeigt. Er erklärt außerdem, wie optische Fehler verbessert werden können.
Retusche
Bei der Retusche trumpft Affinity Photo richtig auf und stellt sogar Adobe Photoshop in den Schatten. Natürlich kommen in den Workshops dieses Kapitels die genialen Retusche-Werkzeuge von Affinity Photo wie Restaurieren-Werkzeug, Klonen-Werkzeug usw. zum Einsatz.
Flecken werden entfernt und die Inpainting-Technologie eingesetzt. Auch für schwierige Aufgaben wie eine perspektivische Retusche, hat Markus Wäger eine simple Lösung parat.
Beauty-Retusche
Nach dem Kennenlernen diverser Retusche-Techniken ist das Kapitel "Beauty-Retusche" die logische Folge. Natürlich wird hier gezeigt, wie Hautunreinheiten entfernt werden. Es geht aber nicht alleine um die Retusche-Werkzeuge. So erfährt man eben auch, wie Zähne mit HSL geweißt werden oder wie man Hautrötungen reduziert.
Eine professionelle Methode zur Hautglättung geschieht mit Hilfe der Frequenztrennung, welche sich mit Affinity Photo wesentlich leichter umsetzen lässt, als mit Photoshop, wie der Autor zeigt. Eine weitere und nicht nur für die Beauty-Retusche wichtige Technik die angesprochen wird, ist Dodge & Burn, also Abwedeln und Nachbelichten. Das Kapitel wird mit der Liquify-Persona abgeschlossen, wo es um die Modellierung von Körpern geht.
Freisteller und Montagen
Häufig sollen Objekte freigestellt werden und das will gekonnt sein, wenn das Ergebnis gut aussehen soll. Natürlich gibt es auch hier viele Kniffe und Techniken, die Markus Wäger im Kapitel "Freisteller und Montagen" anwendet.
Er beginnt mit einem fließenden Übergang für weiche Überblendungen von Bildern. Objekte werden freigestellt und Hintergründe ausgetauscht. Auch das schwierige Thema der Freistellung von Haaren fehlt nicht. Neben einigen Kreativ-Workshops mit Montagen und Collagen werden auch Vektorformen für die Freistellung hergenommen.
Text, Effekt und Automatisierung
Im letzten Kapitel fügt der Autor Text, Effekt und Automatisierung zusammen. Das ist sinnvoll, da zumindest Texte und Effekte oft gemeinsam genutzt werden.
Los geht es gleich damit, Bilder mit einem Text zu maskieren. Mischmodi machen gerade auch bei Text Sinn, wie der Workshop für eine Textprägung vermittelt. Die Anleitung zum Sichern eines Texteffekts als Stil, ist für wiederkehrende Aufgaben sehr brauchbar. Es kommen auch wieder Masken zum Einsatz, wodurch Text transparent ausläuft. Besonders spektakulär wirken immer der Zoom-Effekt und auch der Speed-Effekt, wobei letzterer dynamische Bewegung simuliert, wie man an den Bildern im Workshop sieht.
Nun geht es um die Aufzeichnung von Arbeitsschritten, um sie zeitsparend als Makro auch auf andere Bilder anwenden zu können. Ein Workshop widmet sich nur der Einstellung und Ausführung von Makros. Schließlich werden im letzten Workshop, Bilder mit der Stapelverarbeitung serienweise verarbeitet.
Es folgt noch der Index und ganz hinten ein Schlusswort des Verlags.
Fazit
Wie versprochen, widmet sich das Buch hauptsächlich den Einsteigern und Umsteigern und zeigt Wege zu perfekten Bildern. In logischem Aufbau führt der Autor sachlich durch die Workshops und wendet dabei nahezu alle in Affinity Photo zur Verfügung stehenden Features für Fotografen an. Vergleiche zu Photoshop an diversen Stellen helfen Umsteigern, sofort an den richtigen Schrauben zu drehen. Die für ein Bildbearbeitungsprogramm vielfältigen Möglichkeiten zur Vektorbearbeitung in Affinity Photo kommen kaum zur Sprache, haben aber mit dem Erreichen eines perfekten Fotos auch nichts zu tun. Mit hohem Sachverstand vermittelt der Autor grundlegendes und fortgeschrittenes Wissen, welches nicht nur für den Umgang mit der Software nützlich ist. Ein wirklich empfehlenswertes Werk.
Erhältlich ist das Buch Affinity Photo - Schritt für Schritt zum perfekten Bild für 39,90 Euro direkt beim Rheinwerk-Verlag. Dort kann es auch als E-Book für 35,90 Euro oder als Bundle aus Buch und E-Book für nur 44,90 Euro erworben werden.