Von der Autorin Chris Campe ist das Praxisbuch "Brush Lettering - Handlettering mit dem Brushpen - Schritt für Schritt von den Grundlagen zum eigenen Stil" im mitp-Verlag erschienen. Das Buch führt vom ersten Strich bis hin zur eigenen ausdrucksvollen Schrift und bietet viele Tipps, Beispiele und Übungen. Wir haben ein frisches Exemplar erhalten und zeigen, was drin steckt.
Praxisnahe Einführung ins Brush Lettering!
Auf Lettering und Typografie spezialisiert, hat die studierte Kommunikationsdesignerin und Kulturwissenschaftlerin Chris Campe jede Menge Schriftwissen weiterzugeben, was sie nicht nur in diesem Buch, sondern auch sonst in Workshops und Vorträgen tut.
In ihrem aktuellen Werk geht es nicht darum, einfach nur hübsche Beispiele nachzuzeichnen. Die Autorin hat offensichtlich viel Mühe in das Buch gesteckt und vermittelt Schritt für Schritt bzw. Strich für Strich und ganz systematisch, wie man mit dem Brushpen tolle Buchstaben hinbekommt.
Ebenso geht es um freie Variationen und Lettering-Kompositionen. Für die Entwicklung eines eigenen Stils, enthält das Buch zudem zahlreiche Beispiel-Alphabete und es gibt 42 Übungsblätter, die man sich herunterladen kann.
Einige Merkmale des Buches:
- Jede Menge Fachwissen für überzeugende Kompositionen
- Aufwertung von Entwürfen mit Schnörkeln und Schmuckelementen
- Setzen visueller Akzente mit Effekten wie Schatten
- Optimales kombinieren von Farben für die bewusste Wirkung
- Übungsblätter zum Download
Das Brush Lettering Praxisbuch von Chris Campe ist zum Preis von 22,99 Euro in der ersten Auflage 2018 mit 224 Seiten in Farbe bei mitp erschienen und kann auch als PDF erworben werden.
Beim Aufschlagen des Buches, begegnet man noch vor dem Inhaltsverzeichnis einer Seite mit handgemalter Schrift und bekommt gleich einen guten Vorgeschmack auf das, was da wohl noch kommen wird.
Beim Durchstöbern des Inhaltsverzeichnisses erkennt man den Aufbau des Werkes in vier Teile, welche ihrerseits in weitere einzelne Kapitel unterteilt sind. Und auch nach diesem Verzeichnis gibt es gleich noch eine anschauliche Seite mit gezeichneter Schrift.
Einleitung
Dann kommt die Einleitung mit ein paar erklärenden Worten, was Brush Lettering eigentlich ist und wie das Buch aufgebaut ist. Wie man erfährt, geht man mit diesem Buch den Weg von der Pike zum umfassenden Profiwissen und kann am Ende auch ohne Vorlagen, tolle eigene Schriften gestalten. Dann gibt es noch kurze Erläuterungen zu den einzelnen Teilen des Buches. Man weiß also gleich, was auf einen zukommt.
Teil 1 - Vorbereiten
Das Buch ist wirklich so aufgebaut, dass man mit dem Brush Lettering loslegen kann, auch wenn man überhaupt keine Ahnung von der ganzen Materie hat. Entsprechend wird im ersten Teil aufgeführt, welche Werkzeuge und Material gebraucht werden, wie die Arbeitsweise sein sollte und es werden wichtige Grundlagen zur Typografie vermittelt. Es geht also um Brushpen Marker, Pinselstifte und Pinsel, die nicht nur abgebildet sind, sondern auch recht genau mit Vor- und Nachteilen erklärt und verglichen werden. Dazu gibt es auch anschauliche Textbeispiele für die Beurteilung der jeweiligen Werkzeuge. Übersichtlich werden Eigenschaften wie Größe, Härte, Lebensdauer und Farbe aufgeführt. Sehr nützlich sind auf jeden Fall die Hinweise zur Pflege der Werkzeuge. Dann werden diverse Papierarten vorgestellt und es gibt Tipps für das richtige Papier zum Üben. An dieser Stelle ist auch der Hinweis auf die herunterladbaren Übungsblätter zu finden. Neben Stift und Papier werden noch einige weitere Materialien benannt, die für das Brush Lettering Sinn machen. Schließlich werden zum Ende dieses Abschnitts noch diverse Schrift-Beispiele gezeigt, die im Zusammenspiel von Werkzeug, Papier und Farbe ganz unterschiedlich aussehen. Das ist natürlich extrem hilfreich für die Wahl der anzuschaffenden Materialien.
Im zweiten Abschnitt des ersten Teils geht es um die Arbeitsweise. Man erfährt, wie der Arbeitsplatz ideal eingerichtet wird, welche Unterlagen Sinn machen und einiges mehr. Verschiedene Arten der Hand- und Stifthaltung werden erläutert und auch für Linkshänder ist was dabei. Im dritten Abschnitt geht die Autorin dann auf Grundlagen der Schriftgestaltung und Fachbegriffe ein. Das ist sehr spannend und natürlich auch hilfreich für die späteren Ausführungen im Buch. Ein recht ausführlicher Abschnitt, der auch die Buchstabenanatomie gut zeigt.
Teil 2 - Anfangen
Nach dem ersten Teil ist man ganz sicher optimal vorbereitet, um nun loslegen zu können. Zunächst werden Aufwärmübungen vorgestellt, um ein Gefühl für das Zeichenwerkzeug zu bekommen. Die Übungen beinhalten Strichstärke, Druckvariation, Strichstärkenkontrast mit Schlaufen und Schlangenlinien sowie Strichendungen mit Auf- und Abstrichen. Dann gibt es wichtige Erklärungen zu den Eigenschaften der Grundschrift. Grundstrichgruppen werden gezeigt und die Anatomie der Grundstriche untersucht. Zu allem gibt es Beispiele und Abbildungen. Anhand von dünnen und dicken Pfeilen wird immer ganz genau vermittelt, wie stark aufgedrückt werden soll. Natürlich kommen hier bereits einige Fachbegriffe vor, die man im ersten Teil gelernt hat. Kompliziert ist es aber an keiner Stelle. Die nächsten Seiten sind gefüllt mit anschaulichen Beispielen und Erklärungen. Es gibt also jede Menge zum Üben und man wird stets gut an die Hand genommen.
Nachdem die grundlegenden Striche, Ovale usw. erlernt sind, geht es im sechsten Kapitel des zweiten Teils an die Buchstaben. Dabei geht die Autorin nicht nach dem Alphabet sondern sinnvollerweise nach Formengruppen vor. Begonnen wird mit den Kleinbuchstaben. Zunächst werden diese in Gruppen gezeigt. Auf den weiteren Seiten sind dann alle Buchstaben mit Hilfslinien und kurzen Hinweisen abgebildet. Es lässt sich einfach gut nachvollziehen, wie man die Buchstaben selbst auch so schön hinbekommt. Es folgen wertvolle Tipps für gute Buchstaben und eine alphabetische Übersicht mit Malreihenfolge und den bereits erwähnten Pfeilen für die Druckstärke und Richtung. Weiter geht es mit Ziffern, Satz- und Sonderzeichen, wofür wieder diverse Beispiele mit Liniensystem und Erklärungen zu finden sind.
Im achten Kapitel des zweiten Teils geht es dann darum, die Buchstaben zu verbinden. Hier hat die Autorin einiges zu Buchstabenabstand, Wortabstand und Zeilenabstand zu sagen und zeigt auch die Verbindungsregeln und Verbindungsstile auf, von denen es so einige gibt. Wirklich äußerst wertvoll ist das zehnte Kapitel mit den Tipps für richtiges Üben. Wo soll man anfangen und wie gezielt an Schwächen arbeiten? Für solche Fälle hat Chris Campe diverse Übungsfolgen für Basics, Grundstriche und Buchstaben sowie Wörter und Verbindungen im Angebot. Diese Übungsfolgen werden mit einem Troubleshooting abgerundet. Es folgen Tipps für mehr Spaß am Üben und eine große Auswahl an Wörtern zum Zeichnen, womit der zweite Teil dann auch abschließt.
Teil 3 - Vertiefen
Jetzt wird es interessant, denn nun wird die Art der Buchstaben aus dem Inhalt des Textes und dem Verwendungszweck des Letterings abgeleitet. Dazu erläutert die Autorin zunächst die wichtigsten Parameter von Schrift. Das beginnt mit der Schriftanmutung und zieht sich weiter über Schlüsselbuchstaben, Variationsmöglichkeiten, Proportionen, Neigungen, Abstrichformen, Endungen usw. bis hin zum eigenen Stil. Wie ein individueller Ausdruck erreicht werden kann, erklärt Chris Campe sehr schön in drei Schritten.
Bevor man in der Lage ist, ohne Vorlagen eigene Formen zu entwickeln, was ja Ziel des Buches ist, sind die in Kapitel 12 gezeigten Beispiel-Alphabete mit ihren vielen Tipps und Hinweisen eine wunderbare Hilfe. Die weiteren Ausführungen unterteilen sich in verbundene und unverbundene Schriften und dazu werden Schlaufen und Schwünge, Breiten und Abstände, viereckige Grundformen, gebrochene Rundungen und vieles mehr gezeigt und kompetent erklärt. Sehr spannend sind auch die Abschnitte zur Serifenschrift. Auf mehreren Seiten folgt dann ein Buchstabenvergleich.
Wer bis hierher mitgemacht hat, dürfte schon ganz gut mit den Buchstaben klarkommen und kann sich an die Effekte machen, um seine Werke mit Schatten und Dekorationen aufzupeppen. Wie man sich denken kann, gibt es diverse Schattenarten und Dekorationen, die hier natürlich gezeigt und erklärt werden. Dabei geht die Autorin an einigen Stellen auch in diesem Zusammenhang auf Werkzeug und Material ein.
Kapitel 14 bedient das Thema Farbe. Es werden verschiedene Farbarten und Papiere besprochen. Dann geht es an die Grundlagen zur Farbe wie Farbton, Tonwert und Sättigung. Der Farbkreis wird besprochen und Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Komplementärfarben kurz erwähnt. Dann gibt es drei Tipps zum Mischen von Farben und sieben Tipps für harmonische Farben. Man erfährt auch vieles zu Farbkontrasten und es gibt einen interessanten Abschnitt zu Farbtechniken wie Verläufe, Nass-in-Nass-Technik usw.
Soll es dekorativ oder gar festlich werden, helfen die in Kapitel 15 erklärten Schnörkel und Zierlinien. Dazu gibt es wieder Abbildungen für die richtige Handhaltung und Stifthaltung beim Zeichnen. Es geht um Überschneidungen und Zierschwünge. Nach einigen Grundübungen sind auch Übungen für Fortgeschrittene zu finden. Für gute Ornamente bzw. schöne Schnörkel, gibt es dann fünf Tipps. Im weiteren Verlauf werden Schnörkel nicht frei um ein Wort, sondern direkt an Buchstaben gemalt, worauf fünf Schnörkel-Zeichentricks folgen. Weiter geht es mit Bildelementen, Catchwords und mehr. Ein umfangreicher Teil, der wirklich spannend ist und Spaß macht.
Teil 4 - Anwenden
Unter der Überschrift Layout & Komposition startet der vierte und letzte Teil des Buches. Im Prinzip geht es darum, das Gelernte vernünftig zusammen zu bekommen. Dazu bricht die Autorin den Entwurfsprozess in mehrere Schritte herunter, die sie alle nacheinander zeigt. In einzelnen Schritten wird zunächst gezeigt, wie Text inhaltlich gegliedert wird. Aspekte sind das Format, die Seitenränder, der Weißraum usw. Beim Aufteilen der Fläche wird auch der goldene Schnitt und die Drittelregel erklärt. Dann folgen Hinweise zur Anordnung und zur Wahl der Schrift und mehr. Die Autorin vergisst auch nicht zu erwähnen, wie die Vorbereitung zum Beispiel mit einem Briefing aussehen sollte. Dazu gibt es natürlich auch ein Beispiel. Nach etlichen weiteren Hinweisen gibt es fünf Tipps für bessere Layouts. Dann geht es an die Umsetzung, worauf drei Tricks für die Selbstkritik folgen. Ein nächster Schritt sind Korrekturen und Überarbeitungen, welche auch in drei Tipps gefasst sind. Der letzte Schritt ist schließlich die Reinzeichnung.
Kapitel 19 trägt die Überschrift "Galerie". Einleitend wird man zum Vollprofi in Sachen Brush Lettering beglückwünscht. Auf den letzten Seiten des Buches werden dann einige Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen von Graffiti über Illustration bis zu Kalligrafie und Type-Design vorgestellt. Ziel soll es sein, sich inspirieren zu lassen und daraus zu lernen. Hier sind recht kreative Werke zu finden.
Im Anhang werden unter Ressourcen relevante Bücher, Blogs und Websites sowie die Communities empfohlen, die einen Mehrwert für das Brush Lettering bringen. Auch zu Materialquellen gibt es noch ein paar kurze Worte. Nach dem Index gibt es noch kurze Informationen über die Autorin Chris Campe, welche die letzte Seite mit einem Dankeswort beschließt.
Fazit
Das Malen von Schrift kann ein tolles Hobby sein, stellt aber auch für professionelle Designer eine gute Weiterentwicklung dar. Egal ob zum Spaß oder für den Beruf, der ja auch Spaß machen kann, wer Brush Lettering lernen möchte, liegt mit dem Praxisbuch "Brush Lettering - Handlettering mit dem Brushpen - Schritt für Schritt von den Grundlagen zum eigenen Stil" auf keinen Fall falsch. Der Autorin gelingt es hervorragend, auch völlig unbedarfte Anfänger motivierend an das Thema Brush Lettering heranzuführen. Das vermittelte Wissen ist umfangreich und wichtig für das Brush Lettering, jedoch nie zu kompliziert. Die von der sehr kompetenten Autorin verwendeten Lernmethoden sind jederzeit nachvollziehbar und absolut erfolgsversprechend. Nicht zuletzt deshalb, macht das Üben mit diesem Buch und das Lesen richtig Spaß. Damit hat das Praxisbuch Brush Lettering von Chris Campe eine Empfehlung verdient.