In der Aktfotografie sind die Grenzen zwischen Kunst und Pornografie oft fließend. Sollen ästhetische Bilder entstehen, muss man genau wissen, was man tut. Dies ist nur einer der wichtigen Aspekte, welche das Buch "Kein Akt - Die neue Fotoschule für unkomplizierte Aktfotografie" aufgreift. Wir haben das auch als E-Book und App erhältliche Werk vom Franzis-Verlag in gedruckter Form erhalten und möchten hier unsere Eindrücke widergeben.
Fotoschule für unkomplizierte Aktfotografie!
Akte erregen Aufmerksamkeit. Jeder sieht hin. Kein schlechter Grund also, um selbst in diesem Genre aktiv zu werden. Warum also schrecken viele Fotografen vor diesen nackten Tatsachen zurück?
Die Gründe hierfür sind sicher vielfältig. Sei es die Moral, der Umgang mit Modellen, Kameratechnik, Zubehör und Software, oder einfach die Frage: "Wie finde ich überhaupt Modelle, die sich Nackt fotografieren lassen?"
Dies sind nur einige der Fragen, welche der erfahrene Locationscout und Fotoproducer Charlie Dombrow in seinem Buch beantwortet. So geht die Lektüre auch auf die richtige Ausrüstung ein, bespricht die Etikette und rechtliche Absicherung, geht auf digitale Sedcards und Honorarfragen und sehr viele Dinge mehr ein.
Das Buch zeigt, wie trotz kostengünstiger Ausrüstung, tolle Ergebnisse erzielbar sind. Somit ist auch jeder Hobbyfotograf in der Lage, richtig professionelle Fotos zu machen.
Auch das Buch selbst, ist im Softcover mit derzeit 29,95 Euro recht günstig. Als E-Book und App ist das 224 Seiten lange Werk sogar für 14,99 Euro zu haben.
Weitere Informationen und auch eine kostenlose Leseprobe beinhaltet die Produktseite zu Kein Akt - Die neue Fotoschule für unkomplizierte Aktfotografie.
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Inhalt
Zunächst erklärt der Autor im Prolog, worum es im Buch geht und worum nicht. Soviel sei verraten, der Autor steht ausschließlich auf weibliche Motive und legt großen Wert auf ästhetische Resultate.
"Der moralische Aperitif" nennt sich sinnvollerweise das erste Kapitel, welches nach dem obligatorischen Inhaltsverzeichnis folgt. Es ist untergliedert in die Bereiche Zucht und Ordnung, Ambivalenz, Grenzen, Neid der Gesichtslosen und Bewertungen.
Bereits hier fällt der lockere und wirklich unkomplizierte Stil des Schreibers auf. Mitunter kann sich der Autor leicht sarkastische Witze nicht verkneifen, welche aber fernab von wirklich bitterem Spott und Hohn, oder gar Schlüpfrigkeit, durchweg für dezente Erheiterung sorgen. Trotz dieser vereinzelten humoristischen Einlagen, bleibt das Werk in erster Linie ein ernstzunehmendes Fachbuch für die Aktfotografie.
Den Appetit geweckt auf das zweite Kapitel "Das Kamerasutra", erfährt der Leser, welche Ausrüstung für freizügige Shootings sinnvoll und auch wie damit umzugehen ist. Das geht von der Kamera bis hin zum Notfallkoffer und für Drinnen und Draußen. Unter anderem ist auch zu erfahren, wie man sich selbst ganz unbekleidet in das rechte Licht rücken kann.
Natürlich ist der Umgang zwischen einem nackten Modell und dem meist angezogenen Fotografen eher nicht alltäglich. Am besten begeht man hier von Anfang an keinen Fehler, wobei das dritte Kapitel "Etikette" sehr hilfreich unter die Arme greift.
Es folgt das für viele Leser sicher sehr wichtige Kapitel "Quellen der Schönheit". Hier wird nun aufgezeigt, wie und wo sich geeignete Fotomodelle für ein Akt-Shooting finden lassen und wie man sie anspricht. Dabei plaudert der Autor auch aus seinen Erinnerungen und wie es ihm Anfangs erging. Zur Fehlervermeidung sind diese Erfahrungen äußerst hilfreich. Beantwortet werden zudem Fragen zum Honorar und sonstigen Kosten.
Mit "Spielwiesen" ist der nächste Bereich betitelt. Hier geht es um Indoor- und Outdoor-Locations und die entsprechenden Settings dazu. Wie man in dem Buch erfährt, gibt es erstaunlich viele Dinge zu beachten, bis man schließlich mit dem Modell am richtigen Ort fotografieren kann.
Auch wunderschöne Menschen weisen so manchen Makel auf. Oft ist das ja gut und interessant. Trotzdem müssen immer wieder Stellen repariert oder kaschiert werden. Wie das geht und was zu beachten ist, zeigt das Kapitel "Abdecken und aufbretzeln". Hier geht es im Wesentlichen um kosmetische Kniffe für die Oberflächenbehandlung. Im Detail wird bebildert erklärt, wie Make-Up und Öl speziell für ein Foto-Shooting richtig aufgetragen wird, falls man dies selbst, oder ein Begleiter tun möchte. Ansonsten wird auch auf die Preisvorstellungen von Visagisten eingegangen. Zudem geht es um Körperschmuck und Tatoos und wie sich solche "Kunstwerke" am besten entfernen lassen.
Wie der Autor meint, ist Nacktheit völlig natürlich. Entsprechend hat er das nächste Kapitel "Akt a la nature" genannt. Hier ist aber auch die Natur draußen und die Ablichtung der Modelle in selbiger gemeint. Geklärt werden Fragen zur Ausrüstung, zum Wetter, wie Blitze und Reflektoren, aber auch wie die Modelle selbst im Freien zum Einsatz kommen. Wie bei allen Kapiteln des Buches, ist auch hier nahezu jede Seite mit anregenden Bildern versehen. Beweisfotos sozusagen, welche das Erklärte gut nachvollziehbar machen.
In der logischen Folge kommt daraufhin das Kapitel "Akt im Atelier", welches sich um die Arbeit im Studio kümmert. Wobei Studio ein weiter Begriff sein kann, wie man hier erfährt. Zum Beispiel werden Übungen zum Aufbau und Einsatz eines Studiolichts aufgezeigt und was dafür hergenommen werden kann. Man erfährt, welches Material und Licht für High-Key und Low-Key gebraucht und eingesetzt wird. Desweiteren zeigt der Autor, wie sich einzelne Körperteile in Szene setzen lassen und gezielt für Bildmontagen Studiolicht optimiert wird. Sehr zum Nachahmen geeignet, sind die vorgestellten Ideen zur kostengünstigen, oder sogar kostenfreien Umsetzung ganz eigener Locations, wie Höhlen, Berge usw., die gar nicht real existieren müssen. Und dabei ist nicht die Rede von digitalen Tricksereien.
Mit "Indoor-Shootings" begibt sich der Autor und seine Modelle in diverse Gebäude. Der Leser wird auf unvorhersehbare Lichtverhältnisse und sonstigen vor Ort-Situationen wie Wandfarben und Tapeten, oder Möbeln und Requisiten vorbereitet. Unterschiedlichste Hilfsmittel und deren Anwendung werden vorgestellt. Mit einfachsten und für jeden Hobbyfotografen erschwinglichen Mitteln, wird ein traumhaft schönes Modell in unterschiedlichen Räumlichkeiten, mit tollen Ideen abgelichtet. Dass der Autor sein Handwerk versteht, wird aber nicht erst hier klar.
Vor allem in der digitalen Fotografie kommt man um die Bildbearbeitung am Rechner längst nicht mehr herum. Mit "Elektrische Schönheit", fehlt in dem Buch natürlich auch dieses Thema nicht. Natürlich ist niemand perfekt und ohne Makel. Wegschminken ist auch nicht immer möglich. In aller Regel wird dann Photoshop mit seinen Retuschewerkzeugen wie Kopierstempel, Ausbesserungswerkzeug und vielem mehr, bemüht. Charlie Dombrow stellt hier seine Art der Bildretusche und Nachbearbeitung sehr anschaulich vor, setzt allerdings auch etwas Grundwissen voraus.
Hier darf man kein klassisches Photoshop-Tutorial erwarten. Lediglich in erzählerischer Weise und ohne Software-Screenshots, wird einem das notwendige Vorgehen zb. zur Hautflächenoptimierung, auf eine Art nähergebracht, die man auch versteht. An die Stelle der sonst so üblichen Screenshots, sind die viel aufregenderen Akt-Fotos getreten. Wie der Autor zurecht bemerkt, ist Photoshop oft nicht der Weisheit letzter Schluss. Es gibt Dinge, die können Spezialprogramme und Plugins einfach besser. Konsequenterweise werden dann auch einige speziell für Beauty-Aufnahmen geeignete Programme kurz angesprochen.
Softwaretechnisch befasst sich auch das Kapitel "Pixelburger". Gemeint sind hier schmackhafte digitale Kompositionen. Hier geht der Autor darauf ein, wie man getrennt voneinander aufgenommene Hintergründe und Modelle gekonnt zusammenfügt. Kurz gesagt geht es um Fotomontagen und Bildmontagen. So erklären sich auch auf einem gefährlich hohen Felsvorsprung nackt sitzende hübsche Frauen. Der Themenbereich dieses Kapitels ist jedoch noch weiter gefächert. So kommen auch der natürliche, sowie softwaretechnische Schärfeverlauf und das Bokeh zur Sprache. Nicht nur für den Akt sehr praxistauglich, sind die Freistellspezialisten. Auch hier wird einige Spezialsoftware vorgestellt.
Mit "Nackte Neugierde" präsentiert sich das letzte Kapitel. Jetzt ist einmal der Autor dran mit Fragen und gibt dem Leser damit doch so manche Antworten. Mit ungeschminkten Äußerungen zu Wort, kommen Personen, die eine andere Sicht auf das Thema Akt haben als der Autor, aber doch in irgendeiner Form bzw. anderen Funktion dazugehören, wie der Gründer der Model-Kartei und diverse im Buch abgebildete Models.
Fast ganz am Ende ist noch eine Seite mit interessanten Kontakten zu finden. Neben Internet-Adressen zu Fotografen, Visagisten, Freistelldiensten und nützlichen Software-Produkten, werden auch Kontaktmöglichkeiten zu den im Buch abgebildeten Modellen gelistet. Mit einem Index schließt das Werk.
Fazit
Fernab von bloßer Zurschaustellung findet der Leser eine große Zahl richtig toller und vor allem ästhetischer Akt-Fotos. In stets kompetenter, aber doch salopper und witziger Art, führt der erfahrene Autor Charlie Dombrow durch alle wichtigen und immer gut bebilderten Themen, die für ein erfolgreiches Akt-Shooting nötig sind. So liest sich das Buch nicht nur sehr angenehm und sorgt für manches Schmunzeln, es bietet nichtzuletzt wegen der vielen nachvollziehbaren Beispiele, das optimale Rüstzeug für alle angehenden Aktfotografen. Ein wirklich empfehlenswertes, im Franzis-Verlag erschienenes Werk.