Das Buch „Der fotografische Blick“ vermittelt Komposition und Design für bessere Fotos. Wir zeigen auf, was das Werk zu bieten hat.
Im Oktober 2021 ist der fotografische Blick des Autors und international bekannten Fotografen Michael Freeman beim Verlag mitp erschienen, der sich auf Reise, Architektur und asiatische Kunst spezialisiert hat und welcher nachfolgend rezensiert wird. Damit dürfte sich auch erschließen, ob das Werk wirklich dabei helfen kann, bessere Fotos zu machen und ob es den Kauf wert ist.
Komposition und Design für bessere Fotos
Während die meisten Bücher eher technische Aspekte beim Fotografieren aufgreifen, geht es in dem Werk von Michael Freeman praktisch ausschließlich um die Komposition und das Design. Der auch für Special Effects bekannte Autor arbeitet unter anderem für Magazine wie National Geographic und verspricht, dass Leser damit bessere bzw. interessantere Fotos machen können. Es geht darum, das Potenzial für starke Bilder zu erkennen und die enthaltenen Motive optimal zu gestalten. Weitere Aspekte sind Bildformate, Platzierungen, Einrahmungen und vieles mehr.
Die Kapitel im Buch:
- Der Rahmen
- Designgrundlagen
- Grafische und fotografische Elemente
- Komposition mit Licht und Farbe
- Die Intention
- Entstehungsprozess
Preis und Verfügbarkeit des Buches
Das Buch mit sechs Kapiteln ist bereits in der dritten Auflage von 2021 erschienen, was eindeutig für eine hohe Beliebtheit spricht. Der Umfang scheint mit 192 Seiten gar nicht so groß, allerdings ist die Schrift relativ klein gewählt und das Buchformat sehr groß. Damit passt natürlich jede Menge Inhalt in das Werk, welches direkt beim mitp-Verlag zum Preis von 29,99 € in gedruckter Form zu haben ist. Ein E-Book gibt es leider nicht. Trotz der kleinen Schrift, ist alles gut leserlich und sehr schlechte Augen sollte man als Fotograf ohnehin nicht haben. Und natürlich liegt das Buch in einer deutschen Übersetzung vor, die sachlich aufbereitet ist und nicht um das Thema herumfaselt, wie das bei manchen Werken ja der Fall ist.
Hier zum fotografischen Blick - Komposition und Design für bessere Fotos
Inhalt und Einführung
Tolle Fotos und erklärende Abbildungen sind in diesem Werk massenweise zu finden, es fehlt aber auch zu keiner Zeit an den entsprechenden Beschreibungen, die so verständlich formuliert sind, dass auch absolute Laien die richtigen Schlüsse daraus ziehen können. Natürlich beginnt alles mit dem Inhaltsverzeichnis, welches eine nummerierte Übersicht zu allen Themen der einzelnen Kapitel bietet. Es folgt dann eine einseitige Einführung mit kurzen Worten zum Bildaufbau, woraus ein Bild besteht, wie Formen zueinander stehen, Räume gefüllt werden und wie alles zu einer Einheit wird. Es folgen dann die 6 Kapitel, ein Index und schließlich Danksagung sowie Bibliografie.
Kapitel 1 - Der Rahmen
Auffällig ist die etwas größere Schrift mit mehr Zeilenabstand auf der ersten Seite bzw. am Anfang eines jeden Kapitels. So wird man praktisch in jedes Thema eingeführt und weiß gleich, worauf der Autor hinaus will. Wie man hier erfährt, geht es um den Rahmen, der ein Foto umgibt, also um den Sucherausschnitt oder den Ausschnitt, der nachträglich über die Bildbearbeitung zurechtgeschnitten wird. Auf den folgenden Seiten werden dann die unterschiedlichen Wirkungen auf den Betrachter beschrieben.
Aspekte sind hier die Dynamik von Rahmen, die Form von Rahmen, Unterteilungen für die Motivaufteilung, Panoramen, die richtige Platzierung von Elementen und mehr. Natürlich fehlen hier auch der goldene Schnitt und die Unterteilung nach Fibonacci nicht. Man erfährt, wie sich Himmel unterschiedlich platzieren lassen oder Bildelemente als Rahmen im Rahmen nutzen lassen, wie Bewegung simuliert wird und vieles mehr. Trotz aller Ausführlichkeit lesen sich die einzelnen und wirklich wichtigen sowie spannenden Themen dieses Kapitels sehr leicht. Vorab sei schon gesagt, dass sich dies über das ganze Buch so hinzieht.
Kapitel 2 - Designgrundlagen
Nach dem ersten Kapitel ist das nötige Grundwissen zum Rahmen verinnerlicht und es geht nun mit grundlegenden Methoden des Designs um die mögliche Komposition von Elementen im Foto. Nach der Einführung wird unter anderem das Prinzip von Ittens Kontrasten anhand von diversen Beispielfotos aufgezeigt, was sich bereits über mehrere Seiten zieht. Dann beschreibt der Autor die Gesetze und Prinzipien der Gestaltpsychologie bzw. der organisierten Wahrnehmung. Es geht weiter mit Balance und Ungleichgewicht, Symmetrie und dynamischer Spannung und wie sich Motiv und Hintergrund verhalten bzw. gestalten lassen. Das geht mit zahlreichen Aspekten so weiter, die hier natürlich nicht alle verraten werden müssen. Ein sehr umfangreiches Kapitel mit viel Wissensvermittlung, die bis hierher garantiert schon zu besseren Fotos führt.
Kapitel 3 - Grafische und fotografische Elemente
Nun werden grafische Elemente wie Punkt, Linie usw. beschrieben und wie sie Fotos beeinflussen. Ausführlich behandelt der Autor die Bildwirkung mit einem Punkt, mehreren Punkten, horizontalen, vertikalen und diagonalen Linien und Kurven, die man als Fotograf natürlich mitdenken muss. Es geht ja nicht darum, Punkte oder Linien zu fotografieren. Im weiteren Verlauf werden Blickwinkel, Dreiecke, Kreise und Rechtecke sowie Vektoren und der Fokus behandelt, der ein Bildelement gezielt hervorhebt. Man erfährt unter anderem, wie Dynamik durch Bewegungsunschärfe entsteht oder wie ein Foto verdichtet wird usw. Ein sehr umfangreiches Kapitel mit tollen Fotos auf praktisch jeder Seite.
Kapitel 4 - Komposition mit Licht und Farbe
Im vierten Kapitel wird auf die Verteilung von Tönen und Farben eingegangen, die zu den wichtigsten Aspekten der Fotografie gehören, wie der Autor richtig anmerkt. Auf den folgenden Seiten wird dann unter anderem der starke Einfluss von Hell und Dunkel erklärt. Erwartungsgemäß wird auch ein Farbkreis gezeigt und beschrieben, wie mit welchen Farben besondere Wirkungen erzielt werden. Die Beispielfotos sind hier und in anderen Kapiteln oft auf schwarzem Hintergrund abgebildet, wodurch die beschriebenen Wirkungen noch mehr zur Geltung kommen, was für ein besseres Verständnis sehr hilfreich ist. Im weiteren Verlauf werden die Flächenproportionen für Farben ebenso erläutert, wie gedeckte Farben und die Wirkung von Schwarz-Weiß.
Kapitel 5 - Die Intention
Wie der Titel schon vermuten lässt, wird hier gezeigt, dass es ganz darauf ankommt, was man mit einem Foto bezwecken will und nicht unbedingt um die strikte Einhaltung von Regeln, wobei diese aber auch nicht völlig über Bord geworfen werden sollen. Unter anderem geht es darum, ob eine Fotoserie geplant ist oder nicht und wie damit umgegangen werden kann. Wann betreibt man welchen Aufwand usw. Ebenso wird gegenüber gestellt, wie Bilder dokumentarisch oder expressiv, einfach oder komplex, eindeutig oder unklar, verwirklicht werden. Es wird auch gezeigt, wie sich Bildelemente erst nach einer gewissen Zeit der Betrachtung offenbaren, was super interessant ist und Betrachter wahrlich verblüffen kann. Ein weiterer Aspekt dieses Kapitels ist Stil und Mode.
Kapitel 6 - Entstehungsprozess
Nun gibt der Autor dem Entstehungsprozess von Fotografien die Beachtung, die ihm gebührt. Es geht um Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit und um die Aufnahmeart in bestimmten Situationen. Was zunächst etwas abstrakt klingt, wird in der mittlerweile gewohnten, verständlichen Art und Weise sehr gut an den Leser gebracht. Aspekte sind hier die Suche nach Ordnung oder das Finden der richtigen Situationen für Fotos, die der Autor als Jagd bezeichnet. Auf einer Doppelseite mit schwarzem Hintergrund gibt es eine Fallstudie mit einem japanischen Mönch, worauf das Repertoire der eigenen, mentalen Bibliothek, als Thema folgt.
Ebenso fast schon esoterisch wirken die Bezeichnungen der Themen Vorahnung oder Erkundung, die jedoch wirklich dazu beitragen, besser beim Fotografieren zu werden. Das Kapitel ist damit längst noch nicht beendet und es geht spannend weiter. Zum Beispiel wird noch auf die gemeinsame Präsentation von Fotos eingegangen und verschiedene Stile gezeigt. Auch die Nachbearbeitung der Fotos ist noch ein Thema, welches allerdings nicht über eine Doppelseite hinausgeht. Das ist aber auch nicht das Kernthema dieses Buches. Abschließend wird noch die Syntax erklärt, welche das Aussehen eines Fotos beschreibt.
Mit dem Index endet das Buch dann.
Abschließendes Fazit
Auch wenn es sich beim Buch „Der fotografische Blick“ von Michael Freeman um eine deutsche Übersetzung handelt, so merkt man doch, das der Autor bereits über 20 Bücher zur Fotografie verfasst hat und über jede Menge Erfahrung verfügt. Das Werk vermittelt herausragendes Wissen mit tollen Bildern als Beispiel und ist nicht nur spannend, sondern auch für Laien absolut verständlich geschrieben.
Letztlich werden aber auch Profis ganz sicher in der Lage sein, noch bessere Fotos mit den richtigen Bildkompositionen zu machen und auf die beste Weise kreativ zu werden, womit gehalten wird, was versprochen wurde. Das beim mitp-Verlag erschienene Buch „Der fotografische Blick“ von Michael Freeman ist ganz sicher ein ganz herausragendes Highlight für alle Fotografen und die, die es noch werden wollen.