Internetnutzer werden ausgespäht
Neue Fälle aus den USA und England bestätigen, der Internetnutzer wird umfassend bespitzelt. Sind wir im restlichen Europa sicher?
Es wird geschnüffelt
Niemand sollte sich anonym fühlen, wenn er im Internet unterwegs ist. Sicher ist den meisten Menschen klar, dass man dauerhaft schnell irgendwo registriert ist, wenn man allzu bereitwillig Daten in ein Formular oder ähnliches eingibt.
Also vermeidet man unnötige Aktionen und gibt möglichst wenig von sich bekannt. Richtig so. Aber Spuren hinterlassen wir immer und diese werden dann auch genutzt, wenn auch bisher eher von kriminellen Individuen.
Gibt man seine Email-Adresse ungeschützt auf einer, auch der eigenen Website an, ist es also kein Wunder wenn man massenhaft Viagra angeboten bekommt. Auch Anfragen zum Finanztransfer, meist in Millionenhöhe bekommt man sehr häufig aus Afrika, Himbuktu und sonstwo.
Oft schreibt da die kleine Mary aus Südafrika. Ihr Vater sei verstorben. Der war natürlich Generaldirektor einer grossen Bank oder eines Konzerns. Da Mary noch minderjährig ist, kann sie das Geld nicht alleine ins Trockene bringen. Mary sucht also jemanden aus dem seriösen Europa, der ihr hilft. Natürlich sind es gerade Sie lieber Leser, den Mary da bevorzugt. Aus dem riesigen Vermögen erhalten Sie natürlich auch ein paar Milliönchen, ist doch klar. Davon sollte man natürlich unbedingt die Finger lassen, denn das kann sogar Lebensgefährlich werden.
Leider bekommt man diesen Spam nicht nur wegen einer ungeschützten Email-Adresse. Es gibt einfach sehr viele Methoden, wie man sich wertvolle Adressen beschaffen kann. Als Firma ist man gerade im Internet auf große Bekanntheit angewiesen. Dabei nicht als Spam-Adressat erfasst zu werden, ist geradezu unmöglich.
Man kann also daraus schliessen, niemand wird vor Spam verschont bleiben. Es gibt eben viele unseriöse und durchaus kriminelle Geschäftemacher.
Kriminell? Unseriös?
Tja die Zeiten als man noch genau wusste wer der Feind ist, scheinen nun auch vorbei zu sein. Spätestens wenn man in seiner Spamflut hauptsächlich Werbung passend zu den eigenen Interessen findet, sollte man hellhörig werden.
Es muss also jemand genau wissen, wo im Netz ich mich herumtreibe und was ich da so anklicke und was mich eher nicht anspricht. Alleine über Cookies geht sowas sicher nicht. Auch irgendwelche Spyware ist normalerweise nicht so langlebig und wird irgendwann auch vom Anwender entdeckt. Es muss also jemand anderes sein, der mein Verhalten scheinbar lückenlos aufzeichnet.
Wer würde so etwas tun und vor allem Warum?
Das Warum ist schnell erklärt. Es geht natürlich um viel Geld. Kennt man die Vorlieben und das Verhalten des Internet-Nutzers, kann man diesen gezielt mit relevanter Werbung beglücken. Wenn ich genau das anbiete was der Kunde gerne hat, dann sitzt die Geldbörse sicher lockerer. Besitze ich also genug und umfassende Daten, so kann ich diese für gutes Geld an Werbetreibende und eben Spamversender weiter veräussern.
Gibt es nicht sowas wie Datenschutz? Ja, gibt es. In der Praxis scheint das aber nicht zu fruchten, wie man ja an den riesigen Spammengen immer wieder sieht.
Das Warum wäre also klar. Wer also sammelt diese Daten und vielleicht Illegal? Nun wie erwähnt, wenn plötzlich der meiste Spam ganz auf die eigenen Interessen zugeschnitten ist, dann könnte die Datensammlung auch von einem offiziellen Nichtkriminellen und augenscheinlich seriösen Unternehmen etc. kommen.
Die besten Überwachungsmöglichkeiten hat sicher der Provider. Zu dessen gesammelten Daten hat der Staat nach neuestem geltendem Recht umfassenden Zugriff. Schlimm genug also, wenn der Staat schon alles über mich weiß. Allerdings würde ich dem Staat jetzt nicht unterstellen, er würde gezielt die Bürger mit Spam versorgen. Zumindest in Deutschland und den meisten Teilen Europas, halte ich soetwas für nicht möglich. Wenn jetzt aber der Provider die Daten nicht nur an den Staat weitergibt?
Die Internet-Provider sind mittlerweile ja gesetzlich verpflichtet, Daten aufzuzeichnen. Das kostet natürlich Geld. Sicher, das Geld wird letztendlich wieder auf den Kunden umgelegt. Aber im extrem hart umkämpften Markt möchte trotzdem jeder so günstig sein wie es eben geht. Da könnte der Provider schon auf die Idee kommen, die ohnehin aufgezeichneten Informationen zu Geld zu machen.
Natürlich soll das keine Unterstellung sein und in Deutschland ist bis jetzt auch kein derartiger Fall bekannt geworden. Wenn man aber einmal über den grossen Teich schaut, sieht man was vielleicht auch bei uns in naher Zukunft möglich sein wird.
Berichten zufolge soll im Land der unbegrenzten Möglichkeiten spezielle Werbesoftware von Providern eingesetzt worden sein, um hunderttausende Nutzer auszuspionieren. Was in den USA passiert, kommt früher oder später auch zu uns und das ist eben nicht immer gut. Das war schon so, als es bei uns noch ganze 3 Fernsehprogramme gab, in Amiland aber schon mehrere Hundert, um nur ein Beispiel zu nennen.
Europa wurde längst schon erreicht, denn solche Berichte gibt es auch aus England. Natürlich weisen die Provider alle Vorwürfe weit von sich. Man erhebe nur Daten, die Schutzrechtlich nicht bedenklich sind. Ja nee is klar.
Eigentlich müsste man sich über diese Umstände ja nicht mehr aufregen. Schon lange gibt man seine Daten mehr oder weniger sogar freiwillig weiter. Man denke da an die Google-Toolbar. Einmal installiert, wird jeder Klick auf jeder Seite nachvollziehbar und vor allem auch wirklich aufgezeichnet, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Damit lassen sich langfristig sehr detaillierte Profile erstellen.
Google weiß erschreckend viel über eine Vielzahl von Menschen und das auch ohne die Toolbar, das ist wohl unbestritten. Wirklich alles wird auch von der Alexa-Toolbar aufgezeichnet. Wer sich sowas installiert, ist allerdings selber schuld.
Wenn man seine Webspace-Kosten etwas abfedern möchte, nimmt man vielleicht an Google AdSense teil. Hier werden gezielt zum Inhalt passende Werbeeinblendungen generiert. Das hat den Vorteil, dass man mehr Klicks und damit höhere Einnahmen erzielt. Allerdings gibt man dafür nicht nur alles über die eigene Website an Google heraus, sondern auch das Verhalten der Besucher wird in gewissem Umfang ebenfalls aufgezeichnet.
Das ganze trifft natürlich nicht nur auf Google zu. Bei nahezu jedem Online-Dienst gibt man irgendwelche Daten an um diesen nutzen zu können.
Das Prinzip "Geld gegen Informationen" funktioniert also prächtig. Anonymität im Internet gibt es schon lange nicht mehr und wird es auch in Zukunft nicht mehr geben, da kann man aufpassen wie man will.
Der Weltenbürger wird immer mehr gläsern, auch wenn er nichtmal das Internet benutzt. Noch lässt sich die Herausgabe von persönlichen Informationen etwas eingrenzen, solange man "nur" als Privatmensch im Netz unterwegs ist. Als Webmaster ist man längst bekannt wie ein (guter?) Nachbar.